Wie wirkt Faszientraining? Deine Vorteile bei regelmäßiger Selbstmassage

Wie wirkt Faszientraining? Deine Vorteile bei regelmäßiger Selbstmassage

Bist du auch schon über den Begriff "Faszientraining" gestolpert? Für die einen ein Hype, für die anderen nicht mehr wegzudenken. Aber was bringt es dir wirklich?
Wann du kein Faszientraining machen solltest Du liest Wie wirkt Faszientraining? Deine Vorteile bei regelmäßiger Selbstmassage ca. 7 Minuten Weiter Was sind Faszien? Ein Überblick, einfach erklärt

Dein Körper ist ein komplexes, sehr anpassungsfähiges, aber auch sensibles System. Er ist jedoch keine Maschine, bei der es reicht sie einmal im Monat für fünf Minuten zu warten. Hier ist etwas mehr Fürsorge gefragt. Es ist ja auch kein Geheimnis, dass dein Körper auf einen Mangel an Bewegung reagiert. Er baut ab. Gleiches gilt, wenn du dich auf Grund einer Schonhaltung durch Schmerzen sehr einseitig bewegst. Ganz nach dem englischen Sprichwort “If you don't use it, you lose it”.

Glücklicherweise funktioniert dieser Effekt aber auch umgekehrt. Dein Körper ist in ständigem Umbau aufgrund der Reize, denen er ausgesetzt ist. Knochen zum Beispiel, reagieren auf Zug und Druck und werden dadurch stabiler und kräftiger. Etwas, das Astronauten zum Verhängnis wird. So fand man heraus, dass durch die fehlende Schwerkraft deren Knochendichte abnimmt.

Aber zurück zu unseren irdischen Problemen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dich möglichst vielseitig und abwechslungsreich zu bewegen. So bleibt das Gewebe gefordert. Dabei ist es egal, ob du die Spazierstöcke auspackst, eine Laufrunde drehst oder auf deiner Lieblingsmatte im Wohnzimmer trainierst. Deine Faszien sind überall “mittendrin statt nur dabei”.

Frau trainiert mit Faszienrolle im Wohnzimmer

Was ist Faszientraining?

Wenn umgangssprachlich vom Faszientraining die Rede ist, wird dabei meist die Selbstmassage mit Faszienrollen oder ähnlichen Hilfsmitteln gemeint. Dabei wurde mit der Erfindung der “Rolle” übrigens nicht unbedingt das Rad neu erfunden. Faszientraining ist keine komplett neue Errungenschaft. Es enthält Elemente aus dem Kampfsport, dem Yoga oder der Rhythmischen Sportgymnastik. Damit vereint es verschiedene Aspekte von bekannten Trainingsstilen. Dabei kann es in drei große Bereiche geteilt werden: 

  • Eigenmassage mit Faszienrollen, Bällen oder Triggerpunktmassage
  • Federnde, dynamische Bewegungen (wie beim Laufen und Springen)
  • Statische und dynamische Dehnungen, die über mehrere Gelenke gehen (wie beim Yoga)

Wichtig ist, wie bei den meisten Dingen im Leben, eine gewisse Balance zwischen den drei Bereichen zu finden. Je abwechslungsreicher und regelmäßiger du deinen Körper bewegst, desto dankbarer wird er dir sein.

Was bewirkt Faszientraining?

Ursprünglich kam die Faszien Massage vor allem bei Profi-Sportlern zum Einsatz. Kein Wunder. Schon früh war die Faszienrolle als "Wunderwaffe" gegen Muskelkater bekannt. Und wer schneller regeneriert, kann öfter trainieren. Doch in den letzten Jahren hat sich viel getan in der noch relativ jungen Faszienforschung. So sind mittlerweile zahlreiche weitere Effekte der Selbstmassage bekannt. Aber nicht nur Studienergebnisse sprechen für das Faszientraining, sondern auch die positiven Erfahrungen von Millionen von Anwendern. Von den meisten davon profitierst du auch im Alltag:

  • eine vermehrte Durchblutung und Anregen des Lymphflusses (so können Sauerstoff und Nährstoffe besser transportiert werden)
  • eine Verbesserung der Beweglichkeit und Viskoelastizität (gesunde Faszien nehmen Wasser besser auf und bleiben dadurch geschmeidig)
  • eine Stimulation der Tiefenwahrnehmung und Entlastung des Nervensystems (deine Körperwahrnehmung und Koordination kann sich verbessern)

Diese Effekte können in Folge auch zu einer Reduktion des Schmerzempfindens führen - das verdanken wir einer Anpassung unseres Nervensystems.

Durchblutung der Wadenmuskulatur

Verbesserung der Durchblutung und des Lymphflusses

Regelmäßiges Faszientraining fördert die Durchblutung in deiner Muskulatur. Das Bindegewebe, das deine Muskeln und Organe umgibt, wird durch gezielte Übungen angeregt und so besser durchblutet. Das ist vor allem wichtig, da so Sauerstoff und Nährstoffe effizienter zu den Zellen transportiert werden können. Gleichzeitig werden Abfallprodukte schneller abtransportiert.

Am einfachsten kannst du dir das in Form eines Schwammes vorstellen. Wenn du versuchst mit einem wassergetränktem Schwamm eine Pfütze aufzuwischen, wird es kaum gelingen. Presst du den Schwamm jedoch aus, wird er deutlich besser neue Flüssigkeit aufsaugen. Das gleiche geschieht in deinen Zellen, wenn du den Flüssigkeitsaustausch und den Lymphfluss durch eine Massage anregst.

Als Resultat wird sich die Regenerationszeit deiner Muskulatur verkürzen. Das bedeutet weniger Muskelkater. Aber es kann auch helfen, Verspannungen und Schmerzen zu reduzieren. Außerdem kann es Muskelkrämpfen vorbeugen, die neben Magnesiummangel häufig auch auf eine schlechte Durchblutung zurückzuführen sind.

Frau im mittleren Alter führ Dehnübungen auf Yogamatte durch.

Verbesserung der Beweglichkeit durch Faszientraining

Faszien durchziehen deinen gesamten Körper. Sie umhüllen Muskeln, Knochen und Gelenke und sind so entscheidend für deine Beweglichkeit. Wusstest du, dass einige Therapeuten beim Faszientraining sogar von Mobility Training (Mobilitätstraining) sprechen? Und tatsächlich unterstützen auch die meisten Studien die Annahme, dass Faszientraining einen Einfluss auf den Bewegungsumfang der Gelenke hat.

Um zu verstehen wie es dazu kommt, müssen wir allerdings erst klären, wie Faszien die Beweglichkeit einschränken können. Bestimmt hast du schon von verklebten Faszien gehört. Bildlich kannst du dir das ungefähr so vorstellen, als würdest du in einem engen Taucheranzug versuchen Ballet zu tanzen. Es wird dir nicht gelingen. Häufig wird dann von Verklebungen gesprochen. Dies ist jedoch eher als Metapher zu verstehen, als dass die Faszien tatsächlich aneinander kleben. Stattdessen kommt es zu Verdickungen und einem Verlust der Elastizität und dadurch in Folge zu einer Verschlechterung der Gleitfähigkeit.

Grafischer Vergleich der Struktur von gesunden und verklebten Faszien

Vor allem Faktoren wie zu wenig oder einseitige Bewegung, schlechte Ernährung und Stress können dazu beitragen, dass deine Faszien aus dem Gleichgewicht kommen. Es kann daraufhin zu einem Gefühl von Steifheit in deinen Muskeln und Verspannungen kommen. Das beeinträchtigt nicht nur deine Beweglichkeit, sondern wird sich allgemein im Wohlbefinden bemerkbar machen.

Faszientraining kann hier Abhilfe schaffen. Zum einen verbessert die Selbstmassage den Wasserhaushalt, was wiederum dafür sorgt, dass die Fasern geschmeidig bleiben. Zum anderen gehen Experten davon aus, dass durch die Stimulation der Rezeptoren in den Faszien eine neurologische Reaktion in deinem Gehirn ausgelöst wird. Dieses sendet darauf hin Signale an die Muskeln sich zu entspannen.

Interessant ist jedoch, dass in einer Studie sogar eine verbesserte Beweglichkeit in Körperbereichen festgestellt werden konnte, die nicht ausgerollt wurden. Das unterstreicht die Annahme, dass die Faszien im gesamten Körper miteinander verbunden sind und aufeinander Einfluss nehmen. Trotzdem sollte eine Behandlung mit der Faszienrolle nicht zu isoliert betrachtet werden, sondern immer mit möglichst abwechslungsreicher Bewegung kombiniert werden. Auch weil die Studienlage keine langfristige Verbesserung der Beweglichkeit zeigt. Stattdessen können nur durch regelmäßige Anwendung, bleibende Erfolge erzielt werden.

Mann und Frau meditieren gemeinsam zuhause im Wohnzimmer

Stimulation der Tiefenwahrnehmung und Entlastung des Nervensystems

Schließlich kann Faszientraining deine Körperwahrnehmung verbessern. Durch die gezielte Aktivierung der Rezeptoren im Fasziengewebe, konnte in mehreren Studien eine Verbesserung der Körperwahrnehmung und Koordination beobachtet werden. In Folge werden Bewegungen präziser und effizienter ausgeführt und dadurch das Verletzungsrisiko verringert.

Aber auch eine Entlastung des Nervensystems kann als Reaktion auf Faszientraining beobachtet werden. Hier spricht man von sogenannten neuromodulierenden Effekten. Du kennst bestimmt das entspannte Gefühl (eventuell sogar ein leichtes Kribbeln unter der Haut) nach einer Massage? Das Faszientraining ersetzt zwar nicht die Behandlung durch einen Therapeuten, aber du kannst dir den Effekt mit Hilfsmitteln zur Selbstmassage ebenso zu Nutze machen. Schon nach kurzer Zeit reagiert dein Hirn auf die Massage mit der Ausschüttung von schmerzstillenden Substanzen (Endorphine).

Wie und warum Faszientraining dabei genau wirkt, wird bereits intensiv wissenschaftlich erforscht. Es handelt sich jedoch noch um eine sehr junge Wissenschaft und so handelt es sich bei vielen der Erklärungen momentan noch um Annahmen.

Mann massiert Waden mit Styleholz Faszienball aus Holz

Ist Faszientraining sinnvoll: Unser Fazit

Faszientraining eignet sich prinzipiell für jeden gesunden Menschen. Es ist ein unglaublich wertvoller Helfer bei der Bekämpfung von Rücken- oder Nackenschmerzen und anderen Muskel Verspannungen. 

Faszientraining ist außerdem bestens geeignet als Ergänzung zum Sport. Wenn du also regelmäßig Sport betreibst und die Faszien Massage in deine Routine einbaust, werden dir deine Muskeln einen fetten Blumenstrauß überreichen. 

Es gibt jedoch auch einige Kontraindikationen für das Training mit der Faszienrolle. Und zwar in Fällen, in denen eine intensivere Bearbeitung des Gewebes eher schaden könnte. Solltest du dir unsicher sein, ob die Faszien Massage für dich geeignet ist, kannst du hier mehr Informationen dazu finden oder am besten den Rat eines/einer Physiotherapeuten/in einholen.

Alles in allem ist Faszientraining eine großartige Möglichkeit dich freier und wohler in deiner Haut zu fühlen und etwas Gutes für deinen Körper zu tun. Unser Organismus leistet täglich unglaublich viel und es ist nur richtig, ihm etwas zurückzugeben. Es ist jedoch keine Wunderheilung und braucht Geduld. Jeder Körper reagiert anders auf die Stimulation durch eine Faszienrolle und schlußendlich kannst nur du selber herausfinden, wie dein Körper reagiert. Es lohnt sich also definitiv es auszutesten.

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