Der Biologieunterricht hat einiges an spannenden (und verspannenden) Themen mitgebracht. Die Faszien waren dabei aber nie prüfungsrelevant. Kein Wunder. Lange hielt man dieses Bindegewebe Netzwerk nur für ein Verpackungsmaterial der Muskelfasern. Mittlerweile ist die Wissenschaft sich weitestgehend einig, dass die Faszien eine wichtige Rolle im Körper spielen.
Vielleicht hast du schon einmal bemerkt, dass du dich nach einem langen Arbeitstag steif fühlst oder morgens beim Aufstehen ein Ziehen in den Muskeln spürst. Das kann mit deinen Faszien zusammenhängen. Aber was genau sind Faszien, und warum können sie einen so großen Einfluss auf unser Wohlbefinden nehmen? In diesem Artikel bringen wir dir dieses komplexe Thema auf einfache Weise näher.
Faszien - was ist das eigentlich?
Faszien findest du überall in deinem Körper. Wie ein Netz umhüllen sie Muskeln, Organe, Knochen und Gefäße. Wusstest du, dass sich im Durchschnitt 20kg Fasziengewebe in deinem Körper befinden? Mit 70-80% Wasseranteil sind sie ein wichtiger Flüssigkeitsspeicher. Flächenmäßig sind deine Faszien sogar der Haut überlegen und damit eigentlich dein größtes Sinnesorgan.

Faszien - vom lateinischen Wort “fascia” für Band oder Bündel abgeleitet - bestehen im Wesentlichen aus Wasser, Proteinen (Eiweiß) und Kollagenfasern. Dieser Mischung verdanken sie ihre Eigenschaften: Stabil und dennoch elastisch.
Grob vereinfacht kannst du dir das vorstellen, wie einen Taucheranzug, der perfekt an dich angepasst ist. Zu wenig Spannung bedeutet keine Stabilität - zu viel Spannung schränkt die Bewegung ein. Zu guter Letzt ist das Fasziengewebe aber außerdem maßgeblich an der Wahrnehmung von Schmerzen und deiner allgemeinen Körperwahrnehmung beteiligt. Dafür sorgen unzählige Rezeptoren, die in den Faszien sitzen und Reize an das Gehirn leiten.
Welche Aufgaben haben Faszien?
Bis heute sind nicht alle Funktionen der Faszien in deinem Körper vollständig erforscht. Vier Hauptaufgaben können ihnen aber zugeordnet werden:
- Bewegung und Verbindung: Faszien dienen als Gleitschicht zwischen den einzelnen Muskelfasern und sind ein wichtiger Teil der Kraftübertragung zwischen Gelenken.
- Schutz und Stabilisation: Das Faszien-Netzwerk dient als Schutzschild für dein Gewebe und gibt ihm Halt. Faszien halten Muskeln und Organe an ihrem Platz und in Form.
- Versorgung und Transport: Faszien leiten frische Nährstoffe in das Muskelgewebe und transportieren Schadstoffe ab. Obendrein dienen sie als wichtiger Flüssigkeitsspeicher für deinen Körper.
- Kommunikation und Information: Unzählige Rezeptoren und Nervenenden sitzen in den Faszien und senden Signale an dein Gehirn.
Rezeptoren kannst du dir vorstellen, wie kleine Antennen, die deinem Körper helfen Informationen aus der Umgebung oder von innen wahrzunehmen. Dabei wird zwischen unterschiedlichen Typen unterschieden. Im Alltag bringt es natürlich keinen Vorteil zu wissen, wie diese heißen - doch um zu zeigen, welche Vielzahl an Signalen durch deine Faszien überwacht werden, findest du hier die wichtigsten: Mechanorezeptoren (fühlen Druck, Spannung und Bewegung), Nozizeptoren (nehmen Schmerz war), Chemorezeptoren (erkennen Entzündungen) und Thermorezeptoren (fühlen Temperatur). Deine Faszien sind also wahrlich ein Sinnesorgan.

Wo befinden sich Faszien im Körper?
Während umgangssprachlich meist einfach nur von "den Faszien" die Rede ist, kann eigentlich zwischen unterschiedlichen Typen von Faszien unterschieden werden. Genau genommen lassen sich die Faszien des Körpers in drei Schichten unterteilen - die jedoch alle miteinander verbunden sind:
- Oberflächliche Faszien: Diese befinden sich direkt unter der Haut und enthalten viele Nervenenden. Sie sind extrem elastisch. Nur wenn höhere Kräfte darauf treffen (wie bei einem Schlag), verhärten sie sich, um die darunter liegenden Weichteile zu schützen. Diese Schicht ist durchzogen von Lymph- und Blutgefäßen.
- Tiefe Faszien: Zu ihnen gehören auch die Myofaszien, welche direkt mit den Muskeln verbunden sind. Diese Schicht wollen wir hauptsächlich stimulieren, wenn es darum geht, Verspannungen zu lösen.
- Viszerale Faszien: Diese bilden ein lockeres Geflecht um deine Organe und halten sie in Position. Sie sind wenig dehnbar und sorgen für Schutz.

Warum und wann verkleben Faszien?
Eine mögliche Ursache für das Verkleben von Faszien ist fehlende Bewegung. Hier kommen wir auf die Beispiele aus der Einleitung zurück. Bestimmt kennst du es, wenn sich deine Muskeln nach einem langen Tag am Schreibtisch, oder morgens nach dem Aufstehen etwas steif anfühlen. Man geht davon aus, dass die Zellflüssigkeit zwischen den Gewebeschichten verdickt und die Faszien so ihre Funktion als Gleitschicht verlieren. Dann muss der Kreislauf angekurbelt werden, um für eine bessere Durchblutung und frische Nährstoffe zu sorgen.
Neben Bewegungsmangel haben noch weitere Faktoren Einfluss auf die Geschmeidigkeit der Faszien:
- Dauerstress: Stresshormone erhöhen den Muskeltonus (die Grundspannung) deiner Muskeln. Auf Dauer können daraus Verspannungen werden.
- Einseitige Belastung: Wenn du immer nur dieselben Bewegungen machst (zum Beispiel viel am Computer sitzt), werden manche Muskeln gut mit Nährstoffen versorgt, während andere durch Stillstand vernachlässigt werden.
- Flüssigkeitsmangel: Faszien bestehen zu einem großen Teil aus Wasser. Trinkst du zu wenig, verlieren sie ihre Elastizität.
Was Faszien lieben - so bleibt dein Bindegewebe gesund
Die gute Nachricht: Es braucht wirklich keine komplizierten Routinen oder Übungen, um deine Faszien gesund zu halten. Mit ein paar einfachen Gewohnheiten hilfst du deinen Faszien und Muskeln, ihre Aufgaben lange schmerzfrei auszuführen. Dazu zählen:
1. Bewegung und Kräftigung
Bewegung und Kräftigung dehnen und aktivieren die Faszien, sodass sie elastisch bleiben und nicht verkleben. Durch die Bewegung wird das Gewebe besser durchfeuchtet und mit Nährstoffen versorgt. Ein Spaziergang am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen.

2. Massage und Akupressur
Massage und Akupressur lösen Verklebungen, indem sie Druck auf die Faszien ausüben und die Durchblutung verbessern. Dadurch wird das Gewebe besser mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt, was es geschmeidiger macht. Außerdem entspannen sich verspannte Bereiche, und die Faszien können sich wieder frei bewegen.
3. Ausreichend trinken
Da Faszien viel Wasser enthalten, ist es wichtig, genug zu trinken. Am besten sind stilles Wasser oder ungesüßte Tees. So bleibt das Gewebe elastisch und leistungsfähig.
4. Stress abbauen
Stress setzt deine Faszien unter Spannung, indem der allgemeine Muskeltonus (die Grundspannung in deinen Muskeln) erhöht wird. Entspannungstechniken wie Atemübungen, Meditation oder eine sanfte Massage können helfen, Körper und Geist zu entspannen.

5. Gesunde Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Eiweiß unterstützt die Regeneration der Faszien. Ungesunde Ernährung mit viel Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel hingegen können Entzündungen fördern und sich negativ auf die Gesundheit deiner Faszien auswirken.
Fazit: Faszien verdienen deine Aufmerksamkeit
Faszien sind ein oft unterschätzter Bestandteil unseres Körpers, der für Beweglichkeit und Wohlbefinden sorgt. Sie verbinden, stabilisieren und schützen Muskeln und Organe. Doch gelegentlich benötigen (und verdienen) sie etwas Aufmerksamkeit, um geschmeidig zu bleiben.
Falls du dich manchmal verspannt oder steif fühlst, probiere doch mal aus, deine Faszien gezielt zu pflegen - mit Bewegung, Dehnung oder einer Faszienrolle. Dein Körper wird es dir danken!